Sammlung Bock
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Die Sammlung Carl Bock, 1883



Carl Bock hat diese Sammlung während seines Südostasienaufenthalts in den Jahren 1881/82 angelegt und in der Folge dem Hofmuseum als Schenkung übertragen (Post XXIV/1883). Sieben zum Teil vergoldete bzw. versilberte Bronzebuddhas (Inv.Nr. 19066 - 19074) hat der Sammler selbst in den Ruinen von Muang Fang (Nordthailand) ausgegraben, diese Stücke sind an die 400 Jahre alt. Die Buddhas sind bei Grabungen im Februar 1882 in Muang Fang, wo Bock am 12.2. von Prao kommend angekommen war, aufgefunden worden. Bock hielt sich insgesamt 14 Monate in Thailand auf, davon längere Zeit am Hof König Chulalongkorns.

Weitere Buddhas hat er in Chieng Mai gesammelt. Aus Nordlaos stammt die vergoldete Statue eines Buddha-Jüngers [oder Buddha selbst? - Inv.Nr. 19079]; in der Höhle von Tamtaptan, ebenfalls in Nordlaos [bzw. Nord-Siam], hat Bock einen Reliquienbehälter aus Bronze aufgefunden. Erwähnenswert ist weiters ein großer Holzbehälter mit feinen Intarsien aus Perlmutter, der zur Aufbewahrung von Speisen verwendet worden war (Inv.Nr. 19084 - z.Zt. noch nicht im Depot identifiziert). Von den "Bergstämmen" der Shan, der Lao und der Nguon stammen ein Schwert, eine Betelbüchse, ein Löffel sowie ein paar Sandalen und ein Kamm.


Carl Bock wurde am 17. September 1849 in Kopenhagen geboren und im Gronhutter College in Kristiansfeldt (Dänemark) ausgebildet. Im Jahre 1868 ging er auf Einladung des schwedisch-norwegischen Konsuls Stewens nach England und widmete sich hier, obwohl eigentlich für den Handelsstand ausgebildet, intensiv naturwissenschaftlichen Studien. Nach dem Ableben Stewens begab er sich nach London, um sich anthropologisch auszubilden, zudem publizierte er in den Schriften der zoologischen Gesellschaft in London mehrere neuentdeckte Arten von Mollusken. In London gelang es ihm, Zutritt zu aristokratischen Kreisen zu finden, insbesondere erfreute er sich der Gunst des Marquis von Tweedale, der ihm durch großzügige finanzielle Zuwendungen ermöglichte, zu einer Expedition nach Indonesien aufzubrechen.

Am 6.8. 1878 kam er in Batavia (Jakarta) an, reiste nach Padang (Sumatra), von hier nach Boea, Ladanglawas und Ajer Mantjur. Am 2.6. 1879 kehrte er nach Padang zurück und landete am 5.6. wieder in Batavia. Auf dieser Reise legte er eine größere zoologische Sammlung an, die er nach England sandte, deren größter Teil aber bei einem Schiffsunglück zugrundeging.

Da Tweedale inzwischen verstorben war, mußte sich Bock nach neuen Geldquellen umsehen. In der Folge wurde er vom Generalgouverneur Niederländisch-Indiens Van Lansberge beauftragt, nach Borneo zu reisen, sich in das Sultanat Kutei zu begeben und an der Spitze einer Expedition der Regierung einen Bericht über die "Eingeborenenvölker" im Landesinneren zu erstellen. Am 20.6. 1879 verließ er Batavia und kam am 24. des Monats in Surabaja an. Von Makasar aus fuhr er den Mahakam-Fluß aufwärts ins Sultanat Kutei. In dessen Hauptstadt Tangaroeg (Tenggarong) wurde er zu einer Audienz beim Sultan vorgelassen. Danach durchquerte die Expedition das Dajak-Gebiet in Südost-Borneo und langte am 31.12. in Bandjermasin an. Von hier aus besuchte Bock zahlreiche Dajak-Siedlungen in der Umgebung. Am 3.3. 1880 begab er sich von Bandjermasin nach Surabaja und von dort nach Batavia, das er am 19. 3. 1880 in Richtung Europa verließ. Als erster Europäer hatte er Ost- und Südborneo durchquert. Er hielt sich seiner angegriffenen Gesundheit wegen jedoch danach für etwa ein Jahr in Europa auf.

Im Jahr 1881 brach er zu einer Reise nach Thailand auf, die er, versehen mit Empfehlungsschreiben des britischen Außenministers, unter der Ägide des Königs von Siam durchführte. Am 9. 11. 1881 verließ er Bangkok an Bord eines Schiffes, das der König zur Verfügung gestellt hatte. Ab Paknam-Po benützte er ein kleineres Wasserfahrzeug und langte am 4. 12. nach 750 km Flußfahrt in Kamphaeng Pet an. Nach Besichtigung in der Nähe liegender Tempelruinen Weiterreise nach Raheng (Tak). Am 18. 12. brach er nur mit einem Dolmetsch und seinem Diener nach Muang Thoen auf. Den größten Teil seiner Leute sandte er mit dem Gepäck nach Chieng Mai. Auf Elefanten und mittels einheimischer Führer kam er nach Lakhon, einem kleinen Lao-Fürstentum. Nach der Durchquerung der Durchquerung des Flusses Me Nam Wang gelangte die Expedition nach Lampoun (Muang Lamphon), einem weiteren Lao-Fürstentum. Von hier ging die Weiterreise nach Chieng Mai, wo sich Bock bis zum 2. 2. aufhielt. Sodann brach er in nordöstlicher Richtung auf und gelangte am 6. 2. nach Muang Prau (Prao). Nach Wechseln der Reitelefanten Marsch nach Muang Fang, wobei unterwegs ein Dorf der Miao besucht wurde. In Muang Fang wurde Bock von aufgebrachten Bewohnern gefangengesetzt und 17 Tage an der Weiterreise gehindert. Die Ursache dafür lag im Verhalten Bocks der Religion der "Bergvölker" gegenüber, das von großer Mißachtung gekennzeichnet war und vor gewaltsamer Einmischung nicht zurückschreckte. Erst am 2. 5. konnte er Muang Fang verlassen und langte am 7. 5. in Chieng Mai an. Auf dem Fluß Menam Ping kam er wieder nach Raheng (Tak) und von dort über Phrom, Ang Thong und Ayutthaya nach Bangkok. Bock hielt sich insgesamt 14 Monate in Thailand, davon längere Zeit am Hof König Chulalongkorns, auf. Im Jahre 1883 hat er sich wieder in London befunden, da von dort aus die Schenkung von neun Objekten an das k.k. naturhistorische Hofmuseum erfolgte.

Die folgenden Jahre seines Lebens bis 1888 liegen im Dunkeln, sicher ist aber, dass Bock in jenem Jahr als schwedisch-norwegischer Konsul in Shanghai ansässig war, der den Weltreisenden Richard von Poche am 13. 10. 1888 überaus liebenswürdig empfing und ihm sämtliche Sehenswürdigkeiten der Stadt zeigte. Im Jahre 1892 hatte er diesen Posten offensichtlich noch inne, da der österreichische Generalkonsul Joseph Haas von Bock als "eminenter Geschäftsmann" spricht, der einen Japaner dazu engagierte, um für ihn in China Sammlungen anzulegen.

Quelle:
Wiener Völkerkundliche Mitteilungen, N.F. BD. 30/31, JG. 1988/89





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