Sammlung Haas
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Die Sammlung Haas Josef, 1885



Generalkonsul Joseph Haas in Shanghai, der als großer Förderer des Museums diesem zu umfangreichen chinesischen Beständen verhalf, überwies 1885 als Schenkung 10 thailändische Buddhas aus Bronze, Zinn, Messing, Holz bzw. Glas.

Joseph Haas wurde im Jahre 1847 in Tokat (Kleinasien) als Sohn des k.k. Konsuls Ferdinand Haas und seiner Gattin Sofia, geb. Rampacher, geboren. Nach Absolvierung des Gymnasiums wurde er zur Erlernung der chinesischen Sprache im Jahre 1866 nach China gesandt. Haas war dem Generalkonsulat in Hongkong zugeteilt und konnte bereits 1869 bei der ostasiatischen Expedition S.M.S. "Donau" als Dolmetscher fungieren. Er war an den Vertragsverhandlungen mit der chinesischen Regierung beteiligt und wurde mit Erlaß vom 4. August 1869 dem Generalkonsulat in Shanghai zugewiesen, wo er mit 24. November 1872 zum Kanzler-Dolmetsch ernannt wurde. Da er die chinesische Sprache ausgezeichnet beherrschte, wurde Haas einige Male auch von anderen Botschaften zu Übersetzerdiensten herangezogen.

Am 11. Februar 1883 wurde er zum effektiven Vizekonsul in Shanghai ernannt und 1884 mit der Organisation des Zollwesens in Korea betraut. Mit 26. Oktober 1884 wurde Haas zum effektiven Konsul mit einem Jahresgehalt von 2.200 fl ernannt. Gustav von Kreitner, der vorübergehend die Agenden des Konsulates in Shanghai geleitet hatte, bahnte den Kontakt von Haas zur Anthropologisch-ethnographischen Abteilung an. Der Kontakt zum Wiener Museum war zunächst sehr lose, da die Verdienste von Haas seiner Meinung nach zuwenig gewürdigt wurden. Erst nach einem Wien-Aufenthalt im Jahre 1889 infolge eines chronischen Leidens seiner Gattin verbesserte sich das Verhältnis, was zu einer Fülle von Korrespondenz in den Folgejahren bis zu seinem Ableben seinen sichtbaren Ausdruck fand. Der Hauptinhalt dieser Briefe bezieht sich auf das Bemühen des Konsuls, Objekte für das Hofmuseum zu beschaffen und deren Widmern entsprechende Anerkennung zu zollen.

Nach dem Tode seiner Gattin ehelichte Haas in Graz am 9. November 1889 Leonore Pertazzi, die Tochter des Vizekonsuls in Rustschuk (Bulgarien). Am 17. Januar 1890 kehrte er nach Shanghai zurück. Im Sommer desselben Jahres unternahm er eine handelspolitische Fahrt nach Korea. Mit "allerhöchster Entschließung" vom 12. Mai 1892 wurde er dann zum Generalkonsul ernannt. Während des Aufenthaltes Franz Ferdinands in Hongkong im Sommer 1893 wurde Haas, der zur Begrüßung des Thronfolgers dahin gereist war, mit der Beschaffung der Sammlungen für Franz Ferdinand beauftragt. Vom Sommer 1895 bis zum Frühjahr 1896 hielt er sich wieder in der Monarchie auf. Nicht lange nach seiner Rückkehr nach China fand er bei einem Erholungsurlaub in Pootoo beim Schwimmen im Meer am 28. Juli 1896 den Tod.

Haas, der auch Mitglied der Anthropologischen Gesellschaft in Wien war, trug wie kein anderer Förderer des Museums in jenen Jahren zur Vermehrung der Ostasien-Bestände des Hofmuseums bei, insbesondere, da nicht nur er selbst für das Museum tätig war, sondern er auch erfolgreich andere in China tätige Europäer zu Schenkungen an das Museum animieren konnte.

Quellen:
Wiener Völkerkundliche Mitteilungen, N.F. BD. 30/31, JG. 1988/89





Museum für Völkerkunde
Neue Hofburg
1010 Wien, Österreich


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