Diese älteste Thailand-Sammlung im Museum für Völkerkunde in Wien wurde anläßlich der Ostasiatischen Expedition von
Scherzer
bzw. dem Schiffsarzt Dr. Ambros Janka, der ebenfalls mit ethnographischen Aufsammlungen beauftragt war, angelegt und der Anthropologischen Gesellschaft Wien
übergeben, die die Stücke im Jahre 1877 an das Hofmuseum weiterleitete.
Der erste Anstoß zur Entsendung einer Expedition in die Häfen Ostasiens war bereits 1865 von Gustav Overbeck, damals k.k. Konsul in Hongkong,
gegeben worden. Nach einer zeitlichen Verzögerung von einigen Jahren infolge der unsicheren innenpolitischen Situation nach dem Ausgleich mit Ungarn
konnte mit "Allerhöchster Entschließung" vom 17. Juli 1868 der Befehl zum Auslaufen der Schiffe "Donau" und "Friedrich" erteilt werden.
Zum Befehlshaber wurde Konteradmiral
Freiherr von Petz bestellt. Der Zweck der Expedition war, Handels- und Schiffahrtsverträge mit den Regierungen
von Siam, China und Japan abzuschließen und in den wichtigsten Hafenstädten zum Schutz der österreichischen Handelsinteressen
Konsularfunktionäre einzusetzen. Ein Stab von Fachleuten aus dem kommerziellen Sektor sollte die Mission begleiten, hatte sich von den wirtschaftlichen Bedingungen
in den Staaten Ostasiens ein Bild zu machen und dann über Möglichkeiten der Expansion des österreichischen Außenhandels zu entscheiden.
Als Erster Beamter und Leiter des kommerziellen und wissenschaftlichen Dienstes nahm Karl Ritter von Scherzer teil, als Gesandtschaftsattaché
Eugen Freiherr von Ransonnet. Beide stießen erst in Singapur zur Expedition, da Scherzer Indien bereisen und sich über die wirtschaftlichen
Bedingungen des Landes informieren sollte. Als Fachmann und Berichterstatter für Textilindustrie war
Arthur von Scala ausgewählt worden.
Am 18. Oktober 1868 verließ die "Donau" Triest, passierte am 12. November Gibraltar, umschiffte am 27. Jänner 1869 das Kap der Guten Hoffnung
und lief am 14. April im Hafen von Singapur ein. Hier stieß Scherzer zur Expedition. Ransonnet hatte sich auf einem Handelsschiff bereits nach Thailand
begeben, um Zeit für naturwissenschaftliche Studien zu gewinnen. Am 27. April 1869 war Bangkok erreicht. Die österreichische Delegation wurde von
Regierungsbeamten feierlich empfangen, nach Audienzen beim Ersten und Zweiten König konnte am 17. Mai der Freundschafts-, Handels- und Schiffahrtsvertrag
unterzeichnet werden. Schon am 19. liefen die Schiffe wieder aus, am 24. ankerten sie bereits vor Saigon, am 2. Juni vor Hongkong. Die Fahrt ging weiter
über Shanghai, auf Flußschiffen gelangten die Österreicher nach Tungtschou. Nach der Vertragsunterzeichnung am 2. September wandte sich die Expedition nach Japan,
von Nagasaki nach Yokohama und über Land nach Edo. Hier kam es am 18. Oktober zur Vertragsunterzeichnung mit der japanischen Regierung.
Angesichts des Hauptzwecks der Unternehmung, der auf wirtschaftlichem Gebiet lag, genossen naturwissenschaftliche Studien und ethnographische Aufsammlungen
nur eine "nebensächliche Behandlung". Die Sammlung enthält vielleicht deshalb keine "außergewöhnichen" Stücke.
Quelle: Wiener Völkerkundliche Mitteilungen, N.F. BD. 30/31, JG. 1988/89
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